Sander, Lena – Stummer Schmerz

Eine Melodie, deren Töne tief verborgene Qualen zum Vorschein bringen. Eine Ballerina, deren Lächeln das Blut in den Adern gefrieren lässt. Folge der Spieluhr und du gelangst zu der grausamen Wahrheit, die tief in der Seele verborgen ist…

Auszug aus dem Buch

Nele Hess` Geschichte wird in der Ich-Form erzählt. Sie beschreibt ihre Gefühle, ihre Ohnmacht und Hilflosigkeit, und die nimmt man ihr vom ersten Wort an ab. Nele ist Psychotherapeutin und hat vor kurzem ihre tote Tochter zur Welt gebracht. Als sie glaubt, ihre Tochter in einem fremden Baby entdeckt zu haben, wird sie in die Feldbergklinik im Schwarzwald zur Therapie eingewiesen. Ihr Stiefbruder Martin, Chefarzt, kümmert sich um sie. Dort lernt sie Beata kennen, eine Mitpatientin, die mit ihrer herzerfrischenden Art ein Lächlen in Neles Gesicht zaubert. Zudem ist sie Nele bei der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit eine große Stütze. Als dann noch eine Mitpatientin spurlos verschwindet, ist das Misstrauen der beiden geweckt.

Der Schmerz, der wie ein Schwert über dem Buch schwebt, ist nahezu greifbar. Einfühlsam beschreibt die Autorin Neles und auch Emelys Gefühlslage. Auch ohne weitreichende und detailgenaue Beschreibungen sind das Grauen und die Verzweiflung allgegenwärtig.

Das Buch ist in verschiedene Abschnitte gegliedert. Zum einen Neles Geschichte aus der Sicht von Nele und in eine Erzählung der weiteren Geschehnisse. Zudem wechselt die Geschichte zwischen verschiedenen Zeiten in der Vergangenheit und der Gegenwart. Die Ich-Form lässt den Leser sich gut in Neles Situation hinein versetzen, man geht fast eine Verbindung mit ihr ein, fühlt sich ebenso zerrissen und verwirrt wie sie. Ebenso Emelys Passagen, auch diese lassen einen mitfühlend schaudern, unweigerlich fragt man sich, was die beiden verbindet. Bis die Geschichte eine überraschende Wendung nimmt. Doch diese Wendung bringt eher noch mehr Verwirrung.

Je weiter ich im Buch vorankam, desto größer und unvorstellbarer wird das Grauen. Vor allem Emelys Schicksal hat mich sehr bewegt. Ihre Panik nimmt man der Autorin sofort ab. Und dann keimt plötzlich ein schrecklicher Verdacht auf. Gebannt hing ich an Buchstaben, verschlang Zeile um Zeile.

In immer kürzer werdenden Kapiteln fliegt die Story nur noch so dahin, bis zum grandiosen Paukenschlag-Ende. Ein Wahnsinnsbuch, das ich jedem nur empfehlen kann.

  • Herausgeber : Independently published (10. Dezember 2020)
  • Taschenbuch : 303 Seiten
  • ISBN-13 : 979-8570393646

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